Alten Eltern Grenzen setzen – eine wirksame Hilfe für erwachsene Kinder

INHALTSVERZEICHNIS

Kommt dir das bekannt vor? Schon wieder steht deine Mutter unangemeldet vor der Tür … Du verstehst ja, dass sie etwas einsam ist – aber hätte sie nicht wenigstens anrufen und fragen können? Eine innere Unruhe oder sogar eine leichte Wut überkommt dich. Doch gleichzeitig nagen Verantwortungsgefühle an dir. Du denkst: Deine Mutter ist jetzt älter und braucht dich, so wie du sie als Kind gebraucht hast. Du fragst dich dann vielleicht: Wie sehr bin ich für meine Mutter oder meinen Vater im Alter verantwortlich? Wie kannst du deinen alten Eltern dennoch gesunde, respektvolle und dennoch klare Grenzen setzen? Lernen, Nein zu sagen und trotzdem ein liebevolles, fürsorgliches Verhältnis zu deinen Eltern wahren? Der klinische Psychologe und Erfolgscoach Ramón Schlemmbach gibt dir in diesem Artikel wertvolle Tipps.

Du wünschst dir auf diesem Weg Unterstützung? Vereinbare jetzt dein kostenloses Erstgespräch!

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn die eigenen Eltern altern, ist das für jedes erwachsene Kind eine Herausforderung. Die Frage stellt sich: „(Inwiefern) bin ich für meine Eltern im Alter verantwortlich?
  • Mache dir zunächst klar: Du bist nicht für deine alternden Eltern verantwortlich, wenn du das nicht sein möchtest. Du darfst individuell deine Grenzen setzen und ihnen so viel Fürsorge schenken, wie es dir möglich ist.
  • Wenn du bereits dein Leben lang Schwierigkeiten hattest, deinen Eltern Grenzen zu setzen, dann könntest du an einer negativen Kindheitsprägung, am wahrscheinlichsten an einer Unterwerfungs-Prägung, leiden.
  • Deine Kindheit aufzuarbeiten und neue Glaubenssätze aufzubauen, kann dir helfen, im Verhältnis mit deinen alternden Eltern gesunde Grenzen zu ziehen.

Sind deine alten Eltern grenzüberschreitend und übergriffig?

Wahrscheinlich fühlst du dich so, als seien deine Eltern oder ein Elternteil dir gegenüber übergriffig. Sonst wärst du nicht auf diesem Blogartikel gelandet. Gleichzeitig fragst du dich: Überschreiten deine Eltern hier wirklich Grenzen? Die Antwort auf deine Frage gibt dir eigentlich bereits deine Suchintention. Du möchtest lernen, deinen Eltern Grenzen zu setzen – das bedeutet, dass du dich so fühlst, als würden deine Eltern deine subjektiven Grenzen überschreiten.
Sie nehmen deine Zeit in Anspruch, ohne dich zu fragen, ob du diese Zeit und Energie überhaupt für sie hast. Oder vielleicht mischen sie sich notorisch in deine Lebensentscheidungen oder die Erziehung deiner Kinder ein.

Wichtig: Grenzen sind subjektiv!

Jeder Mensch hat ganz individuelle Grenzen. Was für den einen schon grenzüberschreitend ist, ist für den anderen noch völlig in Ordnung oder sogar erwünscht.

Ein kleines Beispiel: Wenn du dir als Kind eher mehr Aufmerksamkeit von deiner Mutter gewünscht hättest, freust du dich vielleicht sogar, wenn sie im Alter öfter vorbeikommt oder dich täglich anruft. Wenn deine Mutter dir als Kind jedoch bereits zu wenig Freiraum geschenkt hat, dann beansprucht sie dich im Alter vielleicht erst recht zu sehr. Was zählt, ist, wie du dich mit den Erwartungen deiner Eltern fühlst. Fühlt es sich an, als würden sie deine Grenzen überschreiten? Fühlt es sich an, als würden sie mehr von dir erwarten, als du geben kannst und möchtest? Dann hast du auch das Recht, ihnen gesunde Grenzen zu setzen.

Bist du für deine alternden Eltern verantwortlich?

„Bin ich für meine Mutter verantwortlich, wenn sie älter wird?“ – Die klare Antwort lautet: Nein, das bist du nicht, solange du es nicht freiwillig sein möchtest. Spürst du bereits eine Erleichterung, wenn du diesen Satz liest? Dann ist es recht wahrscheinlich, dass deine Eltern deine Grenzen regelmäßig überschreiten (und vielleicht schon früher überschritten haben).

Aber deine Eltern sind doch alt und benötigen deine Hilfe, oder? Ja, das mag sein – allerdings solltest du dir klarmachen, dass du ihnen keine Hilfe schuldig bist. Deine Eltern waren für dich als Kind verantwortlich. Sie haben aktiv entschieden, ein Kind in die Welt zu setzen und großzuziehen. Das ist ein großer Unterschied, und du kannst diese Verbindung nicht „rückwärts ziehen“, denn: Du hast dich nicht aktiv für deine Eltern entschieden. 

Mache dir klar: Du bist freiwillig für deine Eltern da

Deine Eltern haben sich freiwillig entschieden, ein Kind in die Welt zu setzen, für das sie verantwortlich waren. Ebenso ist es jetzt deine freie Entscheidung, Verantwortung für deine alten Eltern zu übernehmen.Was du deinen Eltern im Alter an Fürsorge, Zeit und Aufmerksamkeit schenkst, sollte allein von Herzen geschehen. Wenn du ein gutes Verhältnis zu deinen Eltern hast, möchtest du ganz automatisch für sie da sein und sie unterstützen – aber auch deine eigenen Bedürfnisse erfüllen.

Warum ist es oft so schwer, deinen alternden Eltern Grenzen zu setzen?

Wenn die eigenen Eltern älter werden, stehen jedem erwachsenen Kind Herausforderungen bevor. Plötzlich beansprucht dein Vater dich beinahe täglich statt wöchentlich und deine Mutter ruft ständig an, weil ihr die Decke auf den Kopf fällt oder die Nachbarn sie ärgern.

Für fast jeden ist es schwer, das Altern der eigenen Eltern mitzuerleben und den wachsenden Bedürfnissen gerecht zu werden, ohne dabei in Konflikt mit den eigenen Bedürfnissen zu geraten. Die Aufgabe ist es, eine Balance zwischen Nähe und Fürsorge auf der einen Seite, und Distanz und Eigenständigkeit auf der anderen Seite zu finden. Doch das Mitgefühl mit den eigenen Eltern und die eigenen Verantwortungsgefühle machen dies oft schwer. Ein wertvoller Gedanke kann dir jedoch helfen, zu verstehen, warum es so wichtig für dich ist, Grenzen zu setzen:

Du kannst anderen nur helfen, wenn es dir selbst gut damit geht.

Wie sehr man für die eigenen Eltern da sein „muss“ und „sollte“, sind sehr individuelle Entscheidungen. Wichtig ist, zu verstehen, dass du deinen Eltern gar nicht helfen kannst, wenn es dir dabei nicht gut geht. Wenn deine eigenen Grenzen von deinen alten Eltern dauerhaft überschritten werden, wird es dir damit nicht gut gehen. Und wenn es dir nicht gut geht, kannst du auch niemand anderem helfen.

Beispiel: Notfall im Flugzeug

Bei einem Notfall im Flugzeug musst du dir zuerst deine eigene Sauerstoffmaske aufsetzen, bevor du anderen Menschen helfen kannst, ihre Masken aufzusetzen. Genau so funktioniert das Konzept von Hilfe auch im Alltag. Zuerst solltest du immer dafür sorgen, dass es dir selbst gut geht und du stabil bist. Erst dann kannst du anderen Menschen helfen. Daher solltest du nicht zulassen, dass deine Grenzen von deinen Eltern dauerhaft überschritten werden. Es gibt viele andere Hilfemöglichkeiten für deine Eltern.

alten eltern grenzen setzen

Die Ursachen können auch tiefer liegen: Negative Kindheitsprägungen

Es gibt Zeiten, in denen das Setzen von Grenzen gegenüber deinen alternden Eltern eine echte Herausforderung sein kann. Besonders, wenn du als Kind gelernt hast, dich deinen Eltern zu unterwerfen, fällt es oft schwer, „Nein“ zu sagen und für deine eigenen Bedürfnisse einzustehen. Diese frühkindliche Prägung der Unterwerfung kann dein ganzes Leben beeinflussen und dir im Erwachsenenalter Probleme bereiten. 

Spotlight: Die Unterwerfungs-Prägung

Lässt du andere Menschen oft über dein Leben bestimmen, aus Angst vor deren Zurückweisung oder Ablehnung? Oder du hast das Gefühl, dass wichtige Entscheidungen in deinem Leben nicht wirklich von dir kamen? Fällt dir schwer, deine eigenen Rechte einzufordern und deine Grenzen zu setzen? Ist die Sorge, anderen zu gefallen und ihre Anerkennung zu gewinnen, dein ständiger Begleiter? Gehst du Konflikten lieber aus dem Weg, weil sie dir Angst machen? Gibst du oft mehr, als du zurückbekommst, was dich emotional erschöpft? 

Dann bist du wahrscheinlich von einer sogenannten Unterwerfungs-Prägung betroffen. Deine ausgeprägte Empathie führt dazu, dass du dich um andere kümmerst, wenn sie leiden, dabei aber oft deine eigenen Bedürfnisse vernachlässigst. Wenn du versuchst, deine eigenen Interessen zu verfolgen, plagen dich Schuldgefühle. Du glaubst, ein guter Mensch zu sein, weil du mehr an andere als an dich selbst denkst. Diese Prägung macht es schwer, für dich selbst einzustehen und „Nein“ zu sagen. Doch es ist möglich, diese Muster zu durchbrechen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

In unserem Coaching-Programm “Geprägt! Aber richtig” haben wir schon hunderten Menschen geholfen, ihre Unterwerfungsprägung aufzulösen. Werde auch du Teil unserer Community und lass dich von Psychologe Ramón Schlemmbach und seinem Team dabei begleiten, deine negativen Kindheitsprägungen zu überwinden. Bist du bereit für eine sorgenfreiere Version von dir selbst?

Dein Weg beginnt hier:

Kleine Übung: Frag dich, haben deine Eltern deine Grenzen schon immer überschritten?

Nutze die aktuelle Situation mit deinen alternden Eltern einmal, um über eure Vergangenheit nachzudenken. Haben deine Eltern oder ein Elternteil sich schon immer g
renzüberschreitend verhalten? Oder denkst du, das hängt eher mit dem Altern zusammen? Wenn du merkst, dass deine Mutter oder dein Vater schon früher zu viel von dir erwartet oder gefordert haben, dann steckt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine negative Kindheitsprägung hinter deinem jetzigen Problem. Wenn nicht, dann reichen dir vielleicht bereits unsere Tipps weiter unten, um mit den Bedürfnissen deiner alternden Eltern besser umzugehen.

3 Beispiele für weitere negative Kindheitsprägungen

  • Unzulänglichkeit: Du fühlst dich immerzu „nicht gut genug“. Aus Angst vor Ablehnung deiner Eltern oder der Gesellschaft lässt du es zu, dass deine Eltern deine Grenzen überschreiten, da du sonst Angst vor Liebesentzug hast.
  • Verlassenheit: Du fühlst dich oft allein und hast große Angst, dass geliebte Personen dich verlassen. Vielleicht hast du auch bereits Angst vor dem Tod deiner Eltern. Daher opferst du dich für sie auf und schaffst es nie, „Nein“ zu sagen.
  • Überhöhte Standards: Du bist sehr perfektionistisch und hast immer den Anspruch an dich selbst, alles richtigzumachen. Das gilt auch für deine moralischen Ansprüche. Daher fällt es dir schwer, für deine Eltern „nicht 100 %“ zu geben – denn das tust du in jedem Lebensbereich.

Insgesamt gibt es 11 negative Kindheitsprägungen. Von welchen davon bist du betroffen? Finde es in unserem Minikurs „Verstehe dein inneres Kind“ heraus.

Möchtest du zunächst einen ersten Einblick gewinnen, ob du negative Kindheitsprägungen haben könntest? Dann mache doch erst einmal den schnellen Kindheitstrauma-Test kostenlos direkt auf unserer Website.

Wie kannst du lernen, deinen alten Eltern gesunde Grenzen zu setzen?

Deinen Eltern Grenzen zu setzen, erfordert Sensibilität und Einfühlungsvermögen, um die Balance zwischen Fürsorge und Autonomie zu finden. Liegt die Ursache jedoch tiefer und es fiel dir schon immer schwer, anderen Menschen Grenzen zu setzen? Dann könnte es wichtig für dich sein, deine negativen Kindheitsprägungen aufzuarbeiten. 

Hierfür hat der klinische Psychologe und Coach Ramón Schlemmbach, aufbauend auf vielen Jahren Erfahrung mit seinen Klienten, das bereits hundertfach bewährte 5-Phasen-Programm „Geprägt!

Aber richtig“ ins Leben gerufen. Die 5 Phasen bzw. Schritte sind:

1. Negative Kindheitsprägungen ermitteln

Im ersten Schritt werden anhand professioneller Fragebögen deine negativen Kindheitsprägungen ermittelt. In einem ausführlichen Gespräch klären wir ab, wo deine Herausforderungen im Leben liegen und inwiefern eine Kindheitsaufarbeitung dich weiterbringen kann.

Finde heraus, welche negativen Kindheitsprägungen du hast

2. Ursprungssituationen erneut durchleben

Im zweiten Schritt geht es darum, die negative Kindheitserfahrungen zu identifizieren, die zu deinen Prägungen geführt haben. Mithilfe spezieller Reaktivierungsübungen helfen wir dir, dich so detailliert wie möglich an die Situationen zurückzuerinnern, selbst wenn du kaum Erinnerungen hast.

3. Ursprungssituationen entmachten

Im dritten Schritt gehst du emotional in die Ursprungssituation zurück. Da du das Ganze in deinem Kopf wie einen Film „abspielst“, hast du jetzt die Chance, diese nochmal zu durchfühlen (was notwendig ist, um sie loszulassen) und aktiv in die Ursprungssituation einzugreifen. In dieser Übung gibst du deinem inneren Kind, was es in der Situation gebraucht und verdient hätte.

Beispiel: Konfrontiere deine Mutter in der Situation in deinem Kopf damit, dass sie dich als Kind nicht dafür hätte bestrafen dürfen, dass du nicht mit zum Einkaufen gehen wolltest. Mache ihr klar, dass es für dich als Kind wichtig war, zu lernen, dass du für deine Grenzen einstehen darfst. Sprich mit deiner damaligen Kindversion und sage ihm/ihr, dass es völlig in Ordnung ist, wenn sie/er zu Hause bleibt, und dass du ihren oder seinen Wunsch respektierst.

4. Neue Glaubenssätze aufbauen

Der vierte Schritt, der Aufbau neuer Glaubenssätze, sollte erst nach Schritt 3 geschehen. Denn erst, wenn der vergiftete Boden deiner negativen Kindheitserfahrungen gesundet ist, kannst du Neues darauf pflanzen. Hast du also Schritt 3 abgeschlossen, kannst du damit fortfahren, neue Glaubenssätze zu „pflanzen“. 

Beispiel: Der Glaubenssatz, den deine Mutter dir mit ihrem Verhalten beigebracht hat, war „ich darf nicht Nein sagen, wenn jemand Zeit mit mir verbringen möchte – sonst erfahre ich Liebesentzug“. Nun kannst du diesen Glaubenssatz ändern durch: „Ich habe das Recht, Nein zu sagen und meine Zeit einer geliebten Person freiwillig zu schenken.“

5. Verhaltensänderung

Der letzte Schritt ist die Verhaltensänderung. Dieser Schritt ist sehr wichtig, denn jetzt gehst du mit dem neuen Glaubenssatz „hinaus in die Welt“ und lernst ein neues Verhalten. Du erlebst, dass dieses Verhalten besser für dich ist und sendest so das Signal an dein Gehirn: „Ersetze das neue Verhaltensmuster dauerhaft durch das alte“. Durch positive Erlebnisse mit dem neuen Verhaltensmuster kann dein Gehirn lernen, den neuen Glaubenssatz zu verankern – du hast es geschafft, dich „neu zu programmieren“ und dein inneres verletztes Kind zu heilen.

Beispiel: Das nächste Mal, wenn deine Mutter unangemeldet vor deiner Tür steht und dich bittet, sie zum Einkaufen zu fahren, bittest du sie respektvoll: „Heute ist es bei mir schlecht, Mama. Ruf doch das nächste Mal vorher an, damit wir uns besser abstimmen können.“ Somit hast du gelernt, „Nein zu sagen“ und für dich selbst einzustehen, und dabei respektvoll zu bleiben.

Kenne deine Grenzen: Nicht alle Menschen in unserem sozialen Umfeld können uns die Unterstützung bieten, die wir benötigen. Der Blick von außen kann enorm dabei helfen, die eigene Situation besser einschätzen zu können. 

Das bewährte psychologische Coachingprogramm „Geprägt! Aber richtig“ von Ramón Schlemmbach hilft dir in 5 gezielten Schritten beim Start in ein neues Leben – frei von negativen Gefühlen, Ängsten und Blockaden. 

5 Tipps, um den Alltag mit alternden Eltern zu meistern

Der Alltag mit alternden Eltern bringt oft Herausforderungen mit sich. Mit den richtigen Tipps kann dieser jedoch entspannter gestaltet werden. Wir zeigen dir zum Schluss 5 praktische Wege, wie du den Alltag mit deinen älteren Eltern besser bewältigen kannst und geben dir nützliche Formulierungshilfen und Praxistipps an die Hand.

1. Verstehe deine Eltern: Warum klammern sie im Alter?

Oft bist du dem Klammern deiner Eltern gefühlt hilflos ausgesetzt. Du fühlst dich vielleicht hilflos und wütend. Da hilft es manchmal schon, wenn du versuchst, deine Eltern etwas besser zu verstehen. Das bedeutet natürlich nicht, dass es okay so ist und du keine Grenzen setzen solltest. Aber es kann in dem Moment helfen, wenn deine Mutter wieder unangemeldet vor der Tür steht, dass du etwas weniger Wut oder Frust empfindest.

Das Klammern alternder Eltern kann verschiedene Ursachen haben, wie z. B. die Angst vor Einsamkeit oder dem Verlust von Unabhängigkeit. Soziale Isolation und eingeschränkte Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung nehmen im Alter zu. Es ist ein Prozess, der für viele Menschen schwer ist. Die meisten Eltern fangen dann automatisch an, sich an das zu klammern, was ihnen am meisten Sicherheit gibt: die Familie. Von ihren Kindern erhoffen sie sich gemeinsame Zeit und Hilfe, um mit dem Altern besser umgehen zu können.

Das Klammern deiner Eltern kann auch tiefere Ursachen haben

Manchmal kann das Klammern der Eltern aber auch tiefer liegende Gründe haben. Genauso wie du können auch deine Eltern von negativen Kindheitsprägungen betroffen sein. Beispielsweise neigen Eltern, die unter der Verlassenheitsprägung leiden, stärker dazu, im Alter zu klammern. Sie sorgen sich, alleine alt zu werden und fühlen sich schnell einsam. 

Also: Wenn deine Mutter das nächste Mal unangemeldet vorbeikommt, lad sie doch mal auf einen Kaffee ein und sprich ganz offen mit ihr darüber, warum sie dieses Verhalten an den Tag legt und nicht vorher anruft. 

  • Hat sie vielleicht Angst, von dir abgelehnt zu werden, wenn sie anruft und kommt dann lieber einfach vorbei, weil du so schlecht „Nein“ sagen kannst? 
  • Hat sie vielleicht selbst miterlebt, wie ihre Eltern im Alter vereinsamt sind und klammert daher an dich? 
  • Wie könnte sie stabile und routinierte Alternativen für ihre Tagesplanung finden, um etwas unabhängiger von dir zu werden?

Wenn Verständnis schwerfällt: Bist du immer wieder wütend auf deine Eltern?

Wenn du als erwachsener Mensch unter wiederkehrender Wut auf deine Eltern leidest, die über das normale Maß hinausgeht, ist das ein Hinweis darauf, dass negative Kindheitsprägungen dahinter liegen, die du noch nicht aufgearbeitet hast. Die wiederkehrende Wut entsteht durch das Gefühl, dass deine Eltern Schuld an deinen heutigen Problemen sind. Um deine Herausforderungen selbst anzugehen und mit deinen Eltern Frieden zu schließen, kannst du deine Kindheit mit professioneller Unterstützung aufarbeiten. Es ist möglich und lohnenswert, dein inneres Kind zu heilen und deinen Eltern zu verzeihen. Es ist ein Weg, der sich in jedem Alter lohnt. Vielleicht ja auch für deine Eltern?

Lerne, mit der wiederkehrenden Wut auf deine Eltern umzugehen und sie sogar positiv für euer Verhältnis zu nutzen

2. Respektvolle Kommunikation für eine gesunde Beziehung: Formulierungshilfen für Kompromisse

Es ist wichtig, ehrlich und offen mit den Eltern zu kommunizieren, um deine Grenzen zu setzen. So kannst du deine Eltern im Rahmen deiner Möglichkeiten unterstützen, ohne dabei deine eigene Autonomie zu verlieren. Doch wie kannst du lernen, auch mal „Nein“ zu sagen und für dich selbst einzustehen? Wir geben dir einige Formulierungshilfen an die Hand, die dich dabei unterstützen, deine Grenzen klar und dennoch respektvoll zu kommunizieren.

Allgemeine Formulierungshilfen

  • Zeitmanagement ansprechen: „Ich muss meine Zeit gut einteilen und kann nicht immer verfügbar sein.“
  • Eigene Bedürfnisse kommunizieren: „Es ist wichtig für mich, auch Zeit für mich selbst zu haben.“
  • Feste Termine vereinbaren: „Lass uns feste Zeiten ausmachen, damit ich sicher sein kann, dir zu helfen.“
  • Alternative Lösungen vorschlagen: „Vielleicht können wir eine andere Lösung finden, die für uns beide funktioniert.“
  • Unterstützung delegieren: „Kannst du auch jemanden anderen fragen, wenn ich nicht verfügbar bin?“
  • Verständnis zeigen: „Ich verstehe, dass du Unterstützung brauchst, aber ich kann nicht immer da sein.“
  • Klare Kommunikation: „Es ist mir wichtig, dass wir offen und ehrlich über unsere Bedürfnisse sprechen.“
  • Selbstständigkeit fördern: „Ich glaube, du schaffst das auch alleine, und ich unterstütze dich gerne, wenn es nötig ist.“
  • Grenzen erklären: „Ich muss meine Energie und Zeit gut einteilen, damit ich dir auch langfristig helfen kann.“
  • Regelmäßiges Abgleichen: „Lass uns regelmäßig besprechen, wie wir am besten zusammenkommen können, ohne dass es für uns beide zu viel wird.“

Formulierungshilfen anhand konkreter Beispiele

BeispielsituationUnangebrachte, verletzende FormulierungGesunde, respektvolle
Formulierung
Deine Mutter steht unangemeldet vor der Tür.Warum kommst du einfach unangemeldet vorbei? Das nervt!Ich freue mich, dich zu sehen, aber bitte ruf das nächste Mal vorher an, damit ich sicherstellen kann, dass es passt.
Dein Vater will schon wieder Hilfe im Garten.Ich habe keine Zeit für deinen Garten, mach das doch selbst!Ich helfe dir gerne im Garten, aber ich kann das nicht jede Woche machen. Lass uns einen festen Termin im Monat ausmachen.
Deine Mutter will schon wieder zum Friseur gefahren werden.Ich bin nicht dein Chauffeur, nimm ein Taxi!Ich kann dich nicht jedes Mal zum Friseur fahren. Vielleicht könnten wir eine Lösung finden, wie du dorthin kommst, wenn ich keine Zeit habe.
Dein Vater ruft ständig an, um Kleinigkeiten zu besprechen.Hör auf, mich wegen jeder Kleinigkeit anzurufen!Ich verstehe, dass du mich brauchst, aber könnten wir unsere Telefonate auf wichtige Themen beschränken? Dann habe ich mehr Zeit, um dir wirklich zu helfen.
Deine Mutter erwartet, dass du jeden Sonntag zum Mittagessen kommst.Ich will nicht jeden Sonntag bei euch sein!Ich komme gerne zum Mittagessen, aber ich kann nicht jeden Sonntag kommen. Lass uns einen festen Termin im Monat ausmachen, an dem ich sicher da bin.
Dein Vater bittet um Hilfe bei der Verwaltung seiner Finanzen.Ich mache nicht deine ganze Büroarbeit!Ich helfe dir gerne bei deinen Finanzen, aber ich bitte dich, dass du mir nur die wichtigsten Dinge bringst und versuchst, XY selbst zu erledigen.
Deine Mutter will, dass du sie zu jedem Arztbesuch begleitest.Ich bin nicht dein Babysitter für Arztbesuche!Ich begleite dich gerne zu wichtigen Terminen, aber ich kann nicht jedes Mal dabei sein. Vielleicht können wir wichtige Besuche dann planen, wenn ich Zeit habe.
Deine Vater erwartet, dass du seine Einkäufe erledigst.Ich bin nicht dein persönlicher Einkäufer!Ich kann dir bei den Einkäufen helfen, aber ich kann das nicht immer machen. Vielleicht könnten wir einen Lieferservice ausprobieren?
Deine Mutter möchte, dass du regelmäßig bei ihr übernachtest.Ich will nicht ständig bei dir übernachten!Ich verstehe, dass du Gesellschaft möchtest, aber ich kann nicht regelmäßig übernachten. Vielleicht könnten wir andere Wege finden, Zeit miteinander zu verbringen?
Dein Vater will, dass du seine technischen Geräte reparierst.Ich habe keine Zeit, deine technischen Probleme zu lösen!Ich helfe dir gerne mit deinen technischen Geräten, aber ich kann nicht immer sofort kommen. Lass uns eine feste Zeit dafür einplanen.

3. Beziehe deine Geschwister und Familie mit ein: Aufteilung und Absprachen für eine faire Lastenverteilung

Es ist immer eine gute Idee, einen Plan zu haben. Warum setzt du dich nicht einmal mit deinen Schwestern, Brüder, Cousinen, Cousins und Tanten zusammen und erörterst den „Fall Mama“? So könnt ihr klar festlegen, wer sich um was kümmert. Vielleicht übernimmt dein Cousin die Hilfe mit den Finanzen, deine Schwester die zweiwöchige Fahrt zum Friseur, und du kannst dann schon etwas mehr durchatmen, wenn du jede Woche zum Essen eingeladen wirst.

So könnt ihr eine faire Lastenverteilung vereinbaren, um die Betreuung der alternden Eltern zu teilen. Kommuniziere deiner Familie, dass du dich aktuell mit der Fürsorge deiner alten Eltern oder eines Elternteils überlastet fühlst und dir mehr Unterstützung wünschst.

Tipp: Fällt es dir auch bei deinen Geschwistern fair, deine Bedürfnisse anzusprechen?
Hast du beim Lesen dieses Textes den Kopf geschüttelt und dabei gedacht: „Wie soll ich das denn in meiner Familie ansprechen, wenn ich es bei meiner Mutter schon nicht schaffe?“. Dann fällt es dir wahrscheinlich allgemein schwer, Grenzen zu setzen und für dich selbst einzustehen. In diesem Fall könntest du unter einer negativen Kindheitsprägung, wie der Unterwerfungsprägung leiden. Schaue dir dazu unser 5-Phasen-Coaching-Programm weiter oben an, um einen Eindruck zu gewinnen, wie du deine negativen Kindheitsprägungen aufarbeiten kannst.

4. Ermutige deine (einsamen) Eltern, sich auch im Alter noch zu sozialisieren

Je älter wir werden, desto schwerer fällt es, neue Freundschaften zu schließen. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist! Auch außerhalb der typischen „Seniorenreisen“ gibt es viele Möglichkeiten, wie deine Eltern ihren Tag mit sozialen Aktivitäten ausfüllen können, solange sie gesundheitlich noch dazu in der Lage sind. Sei es im Beruf oder als Hobby – deine Eltern hatten früher sicher etwas, das ihnen Spaß gemacht hat. Es ist immer ein guter Ausgangspunkt, bei den eigenen Interessen zu starten. 

Ein paar Vorschläge für mögliche Aktivitäten im Alter sind:

Soziale AktivitätenKörperliche AktivitätenKreative AktivitätenBildungsaktivitäten
Besuch gemeinsamer Stammtische Teilnahme an Gymnastikgruppen in SchwimmbädernTeilnahme an Handwerks- oder BastelgruppenBuchclub-Treffen in der Bibliothek oder im Park
Besuch von Seniorencafés und TeestubenTeilnahme an Fahrrad- und Walking-GruppenHilfe in ehrenamtlichen WerkstättenBesuch von Universitätsvorlesungen als Gasthörer
Besuch von lokalen Märkten und VeranstaltungenGeführte Gruppenwanderungen & AusflügeSeniorenchor oder gemeinsames MusizierenTeilnahme an Museumsführungen
Ehrenamtliche ArbeitenGemeinsames GartenarbeitenKoch- und BackgruppenTeilnahme an Bildungsreisen & Ausflügen
Gesellschaftsspiele-Abende im GemeindezentrumTeilnahme an Gesellschaftstanz-
Gruppen mit dem Partner
Näh- und Häkel-Gruppen, Mützen häkeln für die EnkelTeilnahme an kulturellen Veranstaltungen, z. B. Vorträgen

5. Externe Hilfe und Dienstleister für alternde Eltern, die Hilfe benötigen

Externe Hilfe kann sinnvoll sein, wenn die Ressourcen und Fähigkeiten innerhalb der Familie nicht ausreichen, um den Bedürfnissen der alternden Eltern gerecht zu werden. Zahlreiche mobile Dienstleister bieten Senioren ganz verschiedene Hilfestellungen im Alltag an, wie z. B.

  • Einkaufsdienste: Unterstützung beim Einkaufen von Lebensmitteln und anderen wichtigen Dingen.
  • Fahrdienste: Transport zu Arztterminen, Apotheken, sozialen Veranstaltungen und anderen wichtigen Orten.
  • Betreuungsdienste: Regelmäßige Besuche zur Gesellschaft und Unterstützung bei täglichen Aktivitäten.
  • Mahlzeitendienste: Lieferung von fertig zubereiteten Mahlzeiten nach Hause.
  • Hauswirtschaftsdienste: Hilfe bei der Reinigung, Wäsche und anderen Haushaltsaufgaben.
  • Medizinische Hausbesuche: Besuche von Ärzten, Krankenschwestern oder Physiotherapeuten zu Hause.
  • Pflegehilfen: Unterstützung bei der Körperpflege, Anziehen, Baden und anderen persönlichen Bedürfnissen.

Deine Eltern weigern sich, Hilfe anzunehmen? Das kannst du gegen Altersstarrsinn tun
Altersstarrsinn bei deinen alternden Eltern kann eine Herausforderung sein, aber mit Geduld und Verständnis kannst du viel bewirken. Kommuniziere offen mit ihnen und beziehe sie in Entscheidungen ein, um ihr Gefühl von Kontrolle und Respekt zu stärken. Versuche, sanft zu überzeugen statt zu konfrontieren, und ziehe bei Bedarf neutrale Dritte wie Ärzte oder Therapeuten hinzu. Bewahre so viel Routine und Vertrautheit wie möglich, um Anpassungen zu erleichtern. Zeige deinen Eltern klar auf, welche Vorteile sie von professioneller Unterstützung hätten. Positive Verstärkung kann deine Eltern motivieren, offener gegenüber Veränderungen zu sein.

Fazit: Deine Zeit ist ein Geschenk – wie viel du schenkst, entscheidest du

Es ist schön, für seine Eltern im Alter da zu sein und ihnen die Fürsorge zurückzugeben, die du als Kind erfahren hast. Doch ein gesundes Familiensystem braucht klare Grenzen, um gut zu funktionieren. Denn sowohl du als auch deine Eltern haben jeweils eigene Bedürfnisse. Nur, wenn auch du deine Bedürfnisse kommunizierst, könnt ihr einen funktionierenden Mittelweg finden, mit dem auf Dauer beide Seiten zufrieden sind. Mit einer gesunden Balance aus Nähe und Distanz können du und deine Eltern eine liebevolle und unterstützende Verbindung aufrechterhalten. 

Hilfe, gemeinsame Zeit und Fürsorge können nicht erzwungen werden, sondern du schenkst sie deinen Eltern freiwillig. Indem du Grenzen setzt, sorgst du nicht nur dafür, dass es dir selbst besser geht. Gleichzeitig ermutigst deine alternden Eltern auch sanft dazu, sich nicht vom Alter einschränken zu lassen, nach draußen in die Welt zu gehen und den sozialen Kontakt zu anderen Senioren zu suchen.

In Kürze: Alten Eltern Grenzen setzen

Wenn die eigenen Eltern altern, ist das für jedes erwachsene Kind eine Herausforderung. Die Frage stellt sich: „(Inwiefern) bin ich für meine Eltern im Alter verantwortlich?“. Mache dir zunächst klar: Du darfst klare Grenzen setzen und ihnen so viel Fürsorge schenken, wie du möchtest und wie es dir möglich ist. Wenn du bereits dein Leben lang Schwierigkeiten hattest, deinen Eltern Grenzen zu setzen, dann könntest du an einer negativen Kindheitsprägung, am wahrscheinlichsten an einer Unterwerfungsprägung, leiden. Deine Kindheit aufzuarbeiten und neue Glaubenssätze aufzubauen, kann dir helfen, im Verhältnis mit deinen alternden Eltern gesunde Grenzen zu ziehen. Im Alltag können die Formulierungshilfen und Tipps helfen, den wachsenden Bedürfnissen deiner Eltern im Alter gerecht zu werden. Das Ziel ist es immer, gemeinsame Kompromisse zu finden, mit denen beide Seiten glücklich sind.

Diese Themen könnten dich auch interessieren

ÜBER DEN VERFASSER

Ramón Schlemmbach

Schlemmbach Coaching GmbH

Vor über einem Jahrzehnt begann Ramón Schlemmbach, sich intensiv mit den Auswirkungen von Kindheitsprägungen auf das Erwachsenenleben zu befassen. Durch seine tiefgreifenden Einblicke in die klinische Psychologie und systemische Therapie entwickelte er bahnbrechende Methoden zur emotionalen Befreiung.

Diese Erkenntnisse nutzte er zur Gründung seiner Beratungsfirma, die mittlerweile Hunderte von Menschen in ihrem Streben nach einem freieren und erfüllteren Leben unterstützt hat. Getrieben von der Vision, gesündere Generationen zu fördern, teilt Ramón sein Wissen leidenschaftlich mit anderen und begleitet sie auf ihrem Weg zu emotionaler Stabilität und Glück.

NEUESTE BEITRÄGE

INHALTSVERZEICHNIS

Sofortigen Zugang erhalten

Entspannung statt Anspannung: So überwindest du innere Unruhe

Lügen in der Beziehung: Das kannst du tun

Kindheit aufarbeiten: Lass die negativen Erfahrungen los

Wir freuen uns auf deine Nachricht