„Warum bin ich so, wie ich bin?“ – wenn alte Muster dein Leben bestimmen
Warum bin ich oft so streng mit mir? Warum verhalte ich mich immer wieder gleich – obwohl ich es besser weiß? Solche Fragen stellen sich viele Menschen, die unbewusst unter den Folgen alter Kindheitsprägungen leiden. Was wir als Kinder erlebt haben, prägt unsere Sicht auf die Welt – und beeinflusst auch heute noch, wie wir fühlen, denken und handeln.
In diesem Artikel erfährst du, welche Traumatypen es gibt, wie sie entstehen und wie du die alten Muster hinter dir lassen kannst – für ein freieres, selbstbestimmtes Leben.
Das Wichtigste in Kürze
- Erkenne, wie unterschiedliche Traumatypen dein Denken, Fühlen und Handeln bis heute beeinflussen.
- Verstehe den Unterschied zwischen Schocktrauma und Entwicklungstrauma – und warum beides so prägend ist.
- Entdecke häufige Kindheitsprägungen wie Unzulänglichkeit, Unterwerfung oder Verlassenheitsangst.
- Lerne, welche stillen Auswirkungen diese Prägungen auf dein Erwachsenenleben haben können.
- Erfahre, wie du deine Muster erkennst, auflöst und Schritt für Schritt zu mehr innerer Freiheit findest.
Prägung vs. Trauma: Was wirklich hinter deinen Verhaltensmustern steckt
In der Psychologie werden verschiedene Arten von Traumata unterschieden. Zwei der gängigsten Begriffe sind Typ-1- und Typ-2-Traumata:
- Typ-1-Trauma: einmalige, plötzlich auftretende Ereignisse wie ein Unfall, Tod, Krieg, eine Naturkatastrophe oder ein Übergriff. Diese Schockmomente hinterlassen tiefe Spuren im Nervensystem und werden oft als sogenannte Schocktraumata bezeichnet.
- Typ-2-Trauma: wiederholte oder langanhaltende Erfahrungen von Überforderung, Ohnmacht oder Vernachlässigung – besonders in der Kindheit. Diese Erlebnisse wirken nicht punktuell, sondern formen Stück für Stück das innere Erleben. Sie sind meist subtiler, aber nicht weniger prägend.
Die klassische Unterscheidung in Typ-1 und Typ-2 bildet die Grundlage – doch in der Coaching-Praxis zeigt sich: Für die persönliche Entwicklung und Heilung ist eine andere Perspektive oft hilfreicher.
Ramón Schlemmbach fasst die Erfahrung aus Hunderten Coachingprozessen in zwei praxisnahe Kategorien zusammen: Schocktrauma und Entwicklungstrauma. Während Schocktraumata auf einzelne, massive Ereignisse zurückgehen, beschreibt das Entwicklungstrauma eine Art negative Prägung – also das, was sich durch wiederholte, oft subtil schmerzhafte Erfahrungen im zwischenmenschlichen Kontakt tief in dein Erleben eingeschrieben hat.
„Prägend ist eine Erfahrung dann, wenn sie deine Sichtweise auf die Welt verändert“ – so Ramón Schlemmbach.
Beispielsweise:
- „Ich werde nicht geliebt.“
- „Ich bin nicht wichtig.“
- „Ich muss mich anpassen, um dazugehören zu dürfen.“
Solche inneren Überzeugungen entstehen manchmal nicht durch einen einzelnen Moment, sondern öfter auch durch wiederholte oder verschiedene emotionale Erfahrungen – etwa durch Ablehnung, emotionale Kälte oder den ständigen Druck, perfekt sein zu müssen. Deshalb spricht man hier auch von zwischenmenschliche Traumata – also Erlebnissen, die im zwischenmenschlichen Kontakt entstehen.
Diese Erfahrungen können nicht nur zu einem eingeschränkten Selbstbild führen, sondern auch zu bestimmten Schutzmechanismen, Beziehungsmustern und Verhaltensweisen, die bis ins Erwachsenenalter nachwirken.
Merke: Kindheitstrauma – oft als Bindungstrauma, Entwicklungstrauma, Kindheitsprägung oder frühkindliche Belastungserfahrung bezeichnet – kann im späteren Leben tiefgreifende Folgen haben. Solche Erlebnisse prägen uns nachhaltig und können zu wiederkehrenden negativen Gefühlen und Verhaltensmustern führen.
Eine konkrete Erklärung von Ramón zu den unterschiedlichen Traumatypen findest du im Video:
https://www.instagram.com/ramonschlemmbach/reel/DB6IyhBv_hy
Diese 3 Prägungen begegnen mir am häufigsten – erkennst du dich wieder?
Wenn Menschen sich auf den Weg machen, alte Wunden aus ihrer Kindheit zu verstehen, begegnen mir im Coaching immer wieder bestimmte Muster. Drei dieser Prägungen sind besonders verbreitet – und haben oft tiefgreifende Auswirkungen auf das Erwachsenenleben.
1. Die Unzulänglichkeitsprägung – „Ich bin nicht gut genug“
Diese Prägung entsteht meist dann, wenn Kinder das Gefühl haben, nicht in Ordnung zu sein oder Liebe und Anerkennung erst verdienen zu müssen. Vielleicht gab es viele Anforderungen, selten Lob oder häufige Kritik. Manchmal ist es das Mobbing unter Gleichaltrigen. Als Folge entwickelt sich die Überzeugung: „Mit mir stimmt etwas nicht.“
Typische Anzeichen:
- übermäßiger Perfektionismus
- ständige Selbstzweifel
- Angst, Fehler zu machen oder andere zu enttäuschen
- Schwierigkeiten, Erfolge anzunehmen oder stolz auf sich zu sein
Diese Menschen bemühen sich oft überdurchschnittlich, alles „richtig“ zu machen – in der Hoffnung, sich irgendwann doch als gut genug zu empfinden.
2. Die Unterwerfungsprägung – „Ich darf keine Grenzen setzen“
Diese Prägung entsteht oft in einem Umfeld, in dem Kinder lernen, dass ihre Bedürfnisse „zu viel“ oder Mama und Papa wütend werden, wenn ich mich nicht so verhalte, wie sie es wollen. Um nicht abgelehnt zu werden, stellen sie sich selbst zurück. Die innere Logik: „Wenn ich mich anpasse, bleibe ich sicher.“
Typische Anzeichen:
- Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen
- das Gefühl, für andere verantwortlich zu sein
- chronisches Zurückstellen eigener Bedürfnisse
- unterdrückte Wut oder innere Leere
Als Erwachsene fällt es diesen Menschen schwer, für sich einzustehen – aus Angst, andere zu verlieren oder verletzt zu werden.
3. Die Verlassenheitsprägung – „Ich darf nicht allein sein“
Diese Prägung entsteht durch frühe Erfahrungen von emotionalem oder tatsächlichem Verlust. Wenn Kinder z. B. einen Elternteil verlieren, emotionale Vernachlässigung erleben oder sich oft alleingelassen fühlen, kann sich daraus eine tiefe Verlustangst entwickeln.
Typische Anzeichen:
- starke Angst vor dem Alleinsein
- klammerndes oder kontrollierendes Verhalten in Beziehungen
- übermäßige Anpassung, um nicht verlassen zu werden
- intensive Eifersucht oder Misstrauen
Menschen mit dieser Prägung spüren oft eine innere Leere, wenn sie nicht in Verbindung mit anderen sind – und haben zugleich Angst, ihre Bedürfnisse zu zeigen, aus Sorge, damit andere zu überfordern.
Merke: Diese Prägungen sind keine „Fehler“, sondern Schutzmechanismen, die uns früher geholfen haben, schwierige Situationen zu überstehen. Heute jedoch hindern sie uns daran, frei und authentisch zu leben. Die gute Nachricht: Diese Muster lassen sich auflösen – mit dem richtigen Bewusstsein und der richtigen Unterstützung.
Wie diese Prägungen deinen Alltag beeinflussen
Viele Menschen, die heute mit innerer Unruhe, Beziehungsproblemen oder einem dauerhaften Gefühl von Anstrengung durchs Leben gehen, sagen zu Beginn:
„So schlimm war meine Kindheit doch gar nicht.“
Und genau das macht es so tückisch: Entwicklungstraumata sind oft leise. Sie entstehen nicht zwingend durch offensichtliche Gewalt, sondern durch das, was gefehlt hat – Nähe, Verständnis, Sicherheit.
Kinder, die sich über längere Zeit ungeliebt, übersehen oder unter Druck gefühlt haben, entwickeln Schutzstrategien. Diese Strategien helfen ihnen, schwierige Situationen zu überstehen. Doch im Erwachsenenalter zeigen sich genau daraus resultierende Muster – oft, ohne dass wir den Ursprung erkennen.
Typische Auswirkungen im Erwachsenenalter
„So schlimm war meine Kindheit doch gar nicht“ – und trotzdem leidest du heute? Auch wenn es objektiv betrachtet „nicht so schlimm“ war, können unterschwellige Verletzungen lebenslange Spuren hinterlassen:
- Vermindertes Selbstwertgefühl: Das ständige Gefühl, versagen zu können oder nicht zu genügen
- Depressive Verstimmungen: Grübeln, Antriebslosigkeit oder ein dumpfes Gefühl innerer Leere
- Körperliche Reaktionen: Herzrasen, Druck im Kopf, Übelkeit oder plötzliche Schweißausbrüche
- Ungesunde Bewältigungsmuster: Zigaretten, Alkohol, Sex, übermäßiges Arbeiten oder extremer Sport
- Überkompensation: Perfektionismus, ständiger Leistungsdruck oder emotionale Unnahbarkeit
Manche dieser Symptome treten nur gelegentlich auf – etwa bei Stress oder in bestimmten Beziehungssituationen. Andere begleiten Betroffene dauerhaft, ohne dass klar ist, warum.
Warum du deine Muster oft nicht erkennst
Das Schwierige an Entwicklungstraumata ist: Sie fühlen sich oft „normal“ an.
Wenn du in deiner Kindheit gelernt hast, dich anzupassen, deine Gefühle zu unterdrücken oder für Harmonie zu sorgen, dann war das damals eine Überlebensstrategie.
Heute allerdings führt genau dieses Verhalten zu innerem Druck, unausgesprochenen Bedürfnissen und belastenden Beziehungen.
Merke: Auch wenn deine Kindheit auf den ersten Blick „okay“ war, können frühe emotionale Verletzungen dein heutiges Leben stark beeinflussen. Entscheidend ist nicht das Ereignis selbst, sondern wie du es als Kind erlebt und abgespeichert hast.
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„Ich will das loswerden“ – Was du konkret tun kannst, um Prägungen aufzulösen: 5 erprobte Schritte
Die Bewältigung tief sitzender Prägungen erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der darauf abzielt, die inneren Wunden zu heilen. Der Prozess im begleiteten Coaching „Geprägt! Aber richtig“ ist eine wertvolle Gelegenheit, um das eigene Leben zu verstehen, sich selbst besser kennenzulernen und nachhaltig persönliches Wachstum zu erreichen.
Für die nachhaltige Behandlung negativer Prägungen sind diese 5 Schritte essenziell:
Schritt 1:
Diagnostik – welche Kindheitsprägung liegt vor? Mithilfe von Fragebögen finden wir heraus, welche Kindheitsprägungen du hast.
Schritt 2:
Ursachen für Ängste und Blockaden finden. An welchem Punkt in deiner Kindheit sind negative Prägungen entstanden?
Schritt 3:
Ursprungssituationen entmachten. In diesem Schritt geht es darum, dass das Päckchen, das du aufgrund früherer Erfahrungen mit dir trägst, leichter wird.
Schritt 4:
Negative Glaubenssätze anzweifeln und auflösen. Nachdem wir deinen alten Erfahrungen das Gewicht genommen haben, können wir damit beginnen, die alten Glaubenssätze mit neuen Denkmustern zu ersetzen.
Schritt 5:
Eigenes Verhalten verändern. Im letzten Schritt geht es darum, das eigene Verhalten aktiv zu ändern. Das gelingt, indem man neue Verhaltensmöglichkeiten einübt und damit neue Erfahrungen macht, die die neuen Glaubenssätze stärken.
Merke: Sich nach Geborgenheit und Schutz zu sehnen, ist ein menschliches Grundbedürfnis. Ist dieses im Kindesalter nicht erfüllt worden, kann es zu einem Entwicklungs- oder Bindungstrauma kommen.
In Kürze
Du bist nicht falsch – du wurdest geprägt…
Deine Muster, deine Zweifel, dein innerer Druck – all das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Echo deiner Vergangenheit. Du hast gelernt, dich anzupassen, stark zu sein, zu funktionieren – weil du musstest. Doch heute darfst du neu wählen.
Du darfst erkennen, was wirklich deins ist – und was nur ein Schutz war.
Veränderung beginnt nicht mit Schuldgefühlen, sondern mit Verständnis. Und sie gelingt nicht über Nacht, aber sie ist möglich.
Sobald du deine Prägungen verstehst, kannst du neue Wege gehen – mit mehr Selbstvertrauen, mehr Freiheit und mehr Verbundenheit mit dir selbst.
👉 Mach jetzt den ersten Schritt – und entdecke, wie du dich von alten Mustern lösen kannst.
Über den Verfasser
Ramón Schlemmbach
Schlemmbach Coaching GmbH
Vor über einem Jahrzehnt begann Ramón Schlemmbach, sich intensiv mit den Auswirkungen von Kindheitsprägungen auf das Erwachsenenleben zu befassen. Durch seine tiefgreifenden Einblicke in die klinische Psychologie und systemische Therapie entwickelte er bahnbrechende Methoden zur emotionalen Befreiung.
Diese Erkenntnisse nutzte er zur Gründung seiner Beratungsfirma, die mittlerweile Hunderte von Menschen in ihrem Streben nach einem freieren und erfüllteren Leben unterstützt hat. Getrieben von der Vision, gesündere Generationen zu fördern, teilt Ramón sein Wissen leidenschaftlich mit anderen und begleitet sie auf ihrem Weg zu emotionaler Stabilität und Glück.
