Wie wirken Strafen auf Kinder? Wie man Kindern richtig Grenzen setzt.

INHALTSVERZEICHNIS

Warum Strafen in der Erziehung dem Kind schaden und wie du richtig Grenzen setzt

Strafen wirken auf den ersten Blick einfach, doch sie hinterlassen oft unsichtbare Narben. Anstatt Einsicht zu fördern, erzeugen sie Angst, die das Selbstwertgefühl des Kindes untergräbt. Ein Beispiel: Ein Kind wirft seinen Spinat auf den Boden und wird für den Rest des Tages ohne Nachtisch bestraft. Doch statt zu verstehen, warum das Verhalten falsch war, lernt das Kind nur, die Strafe zu vermeiden. Besser wäre es, das Kind den Spinat selbst aufwischen zu lassen – so lernt es Verantwortung durch angemessene Konsequenzen. 

Eltern, die ihren Erziehungsstil hinterfragen, können durch positive Führung und klare Kommunikation viel nachhaltiger auf das Verhalten ihrer Kinder einwirken. Oftmals hat der eigene Erziehungsstil viel mit der eigenen Kindheit zu tun. Negative Prägungen, die du damals erlebt hast, können sich unbewusst auf deine Erziehungsmethoden übertragen. In diesem Artikel erfährst du, wie solche Prägungen entstanden sind und wie sie dich beeinflussen könnten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Erfahre, warum Strafen langfristig das Selbstwertgefühl deines Kindes untergraben.
  • Verstehe den Unterschied zwischen Strafe und angemessener Konsequenz im Alltag.
  • Lerne, wie du durch klare Kommunikation und positive Führung nachhaltige Veränderungen im Verhalten deines Kindes erreichst.
  • Entdecke, wie deine eigene Kindheitsprägung deinen Erziehungsstil beeinflusst und wie du diesen reflektieren kannst.
  • Erhalte konkrete Beispiele, wie du Grenzen setzen kannst, ohne das Vertrauensverhältnis zu deinem Kind zu gefährden.

Unsichtbare Narben: Warum Bestrafung das Verhalten formt, aber das Kind schädigt

In der Psychologie gibt es zwei Hauptmotivatoren für Verhalten: Belohnung und Bestrafung. Wenn ein Kind etwas tut, wird es entweder belohnt oder bestraft. Während Bestrafungen kurzfristig wirken, indem sie die Wahrscheinlichkeit verringern, dass ein bestimmtes Verhalten wiederholt wird, sind die langfristigen Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung oft negativ. Bestrafungen wie Anschreien, Liebesentzug oder das Entziehen von Privilegien können das Selbstwertgefühl des Kindes untergraben.

Anstatt das Verhalten durch Einsicht zu verändern, lernt das Kind, Angst vor der Strafe zu haben. Dies führt dazu, dass es das Verhalten vermeidet, um nicht bestraft zu werden, ohne den eigentlichen Grund für die Regel zu verstehen. Darüber hinaus kann häufiges Bestrafen zu einer sogenannten Unterwerfungs- oder Unzulänglichkeitsprägung führen, bei der Kinder sich minderwertig fühlen und glauben, dass sie den Erwartungen ihrer Eltern niemals gerecht werden können. Solche tief verwurzelten Glaubenssätze können sich negativ auf das Selbstwertgefühl und die langfristige emotionale Entwicklung auswirken.

Merke: Strafen ändern Verhalten durch Angst, nicht durch Einsicht. Kinder lernen, Strafen  zu vermeiden, statt Regeln zu verstehen – und riskieren dabei, ihr Selbstwertgefühl zu verlieren.

Was passiert, wenn wir übermäßig bestrafen, erfährst du in diesem Reel.

Warum Strafen nicht das bewirken, was sie sollen

Strafen scheinen auf den ersten Blick eine einfache Lösung zu sein, um unerwünschtes Verhalten zu korrigieren. Doch in Wirklichkeit sind sie meist ineffektiv und können langfristig mehr Schaden anrichten, als sie Nutzen bringen. Kinder entwickeln durch Strafen häufig ein Gefühl von Ungerechtigkeit und Verletzung, anstatt die gewünschte Einsicht zu erlangen. Strafen schaffen nicht die notwendigen Voraussetzungen, um Kindern eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung zu ermöglichen.

Kinder, die regelmäßig bestraft werden, lernen oft nicht, was sie in einer bestimmten Situation anders machen sollten, sondern vielmehr, wie sie zukünftige Bestrafungen vermeiden können. Dadurch entsteht ein Verhalten, das auf Angst und Vermeidung basiert, anstatt auf echter Einsicht und Verhaltensänderung. Zudem kann die wiederholte Bestrafung das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern stark belasten, was die Erziehungsarbeit zusätzlich erschwert.

Die Wirkung von Strafen auf Kinder

Strafen fördern in vielen Fällen nicht die Einsicht in das Fehlverhalten, sondern wecken Angst und Wut. Kinder, die bestraft werden, können aggressiv oder trotzig  reagieren, was wiederum zu einer Eskalation von Konflikten führt. Diese Spirale aus Strafe und Widerstand kann dazu führen, dass Kinder emotionalen Schaden erleiden, was langfristig negative Auswirkungen auf ihre psychische Gesundheit haben kann.

Die Erfahrungen, die Kinder im Umgang mit Strafen und der damit verbundenen Angst machen, prägen sie oft tief und wirken bis ins Erwachsenenalter nach. Wenn Kinder in ihrer Erziehung wiederholt mit Strafen konfrontiert werden, entwickeln sie nicht nur ein negatives Selbstbild, sondern auch ein tief verwurzeltes Gefühl der Angst, ständig verurteilt zu werden. Diese Angst ist oft mit einem starken Bedürfnis verbunden, Fehler zu vermeiden und den Erwartungen anderer gerecht zu werden, um Ablehnung zu verhindern.

Strafen verletzen Kinder und schaden der Beziehung

Eine der größten Gefahren von Strafen besteht darin, dass sie die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kindern schwächen können. Kinder empfinden Strafen oft als persönlichen Angriff, was zu Verletzungen und Unsicherheit führt. Sie fühlen sich nicht verstanden und unterstützt, sondern abgelehnt. Diese negativen Gefühle können zu einem tiefen Misstrauen gegenüber den Eltern führen und die elterliche Autorität untergraben.

Was passiert im Gehirn, wenn wir strafen?

Strafen lösen im Gehirn von Kindern Stressreaktionen aus, die langfristige negative Folgen haben können. Wenn ein Kind bestraft wird, aktiviert das Gehirn das sogenannte “Kampf-oder-Flucht”-System, das auf Bedrohungen reagiert. In diesem Zustand produziert das Gehirn Stresshormone wie Cortisol, die das Nervensystem aktivieren. Diese physiologische Reaktion kann, vor allem bei wiederholter Bestrafung, zu einer dauerhaften Erhöhung des Stresslevels führen, was die Gehirnentwicklung beeinträchtigen kann.

Strafen können Kinder nicht nur ängstlich machen, sondern auch traumatisieren, insbesondere wenn sie wiederholt oder in einer emotional aufgeladenen Umgebung erfolgen. Ein ständiges Gefühl von Angst und Unsicherheit blockiert die Fähigkeit des Kindes, sicher zu lernen und sich emotional zu entwickeln. Langfristig können diese negativen Erfahrungen die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung des Kindes behindern, was zu Problemen im späteren Leben führen kann.

Versteht dein Kind deine Grenzen (wirklich)? Daran erkennst du es:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Merke: Wiederholte Bestrafungen können zu dauerhaftem Stress, Angst und einem negativen Selbstbild führen, das bis ins Erwachsenenalter nachwirkt. Zudem belasten Strafen die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind, was das Vertrauen schwächt. Um Kindern eine stabile Basis zu bieten, ist es wichtig, auf Strafen zu verzichten und stattdessen auf positive Führung und klare Kommunikation zu setzen.

Wie kommt es dazu, dass Eltern falsch bestrafen?

Viele Eltern übernehmen unreflektiert den Erziehungsstil ihrer eigenen Eltern, ohne zu hinterfragen, ob Strafen wirklich der effektivste Weg sind, um Grenzen zu setzen. Strafen formen Verhalten, aber nicht auf die Weise, die Kinder wirklich brauchen – durch Verständnis und Einsicht. Stattdessen entwickeln sie Angst und fühlen sich hilflos gegenüber der Macht ihrer Eltern.

Es ist wichtig, zwischen einer unangemessenen Bestrafung und einer angemessenen Konsequenz zu unterscheiden. Konsequenzen sollten im Zusammenhang mit dem Verhalten des Kindes stehen und ihm helfen, die Folgen seines Handelns zu verstehen, anstatt Angst oder Scham zu empfinden. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Erziehung liegt in der richtigen Balance zwischen klaren Grenzen und einem wertschätzenden, respektvollen Umgang.

Der Zusammenhang zwischen der Kindheit und der Angst vor Verurteilung im Erwachsenenalter

In der Kindheit lernen wir, wie wir mit Fehlern und Herausforderungen umgehen sollen. Wenn Fehler jedoch hauptsächlich mit Strafen und negativen Konsequenzen verbunden sind, entwickelt sich die Vorstellung, dass Fehler etwas Bedrohliches sind, das Ablehnung und Strafe nach sich zieht. 

Kinder, die unter diesen Bedingungen aufwachsen, übernehmen diese Denkweise oft ins Erwachsenenalter. Körperliche Bestrafungen hinterlassen nicht nur äußere Spuren, sondern verletzen auch die Gefühle der Betroffenen. Dasselbe gilt für verbale Verletzungen: Diese können ebenso schädlich sein. Durch abwertende Worte, Beleidigungen oder ständige Kritik erleiden Kinder oft tiefe seelische Verletzungen.

Im Erwachsenenleben äußert sich dies häufig als Unzulänglichkeitsprägung – konkret in einer übermäßigen Angst vor sozialer Verurteilung. Die Betroffenen haben oft das Gefühl, unter ständiger Beobachtung zu stehen, und sind davon überzeugt, dass ihre Fehler oder Schwächen von anderen kritisch bewertet werden.

Diese Angst kann sich in verschiedenen Bereichen des Lebens zeigen:

  • Perfektionismus: Erwachsene, die in ihrer Kindheit stark bestraft wurden, versuchen, alles richtig zu machen, um keine Angriffsfläche für Kritik zu bieten.
  • Angst vor Fehlern: Da Fehler in der Kindheit oft mit Strafen geahndet wurden, entwickeln diese Menschen eine tiefe Angst vor dem Scheitern. Sie meiden Situationen, in denen sie sich ungeschickt oder unzureichend fühlen könnten.
  • Übermäßige Anpassung: Die Angst, was andere denken könnten, führt oft dazu, dass Erwachsene sich stark anpassen und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Sie möchten vermeiden, negativ aufzufallen oder Verurteilung zu erfahren.
  • Mangelndes Selbstvertrauen: Die ständige Angst, etwas falsch zu machen, schwächt das Selbstbewusstsein. Erwachsene, die diese Erfahrungen gemacht haben, zweifeln häufig an ihren Fähigkeiten und haben Schwierigkeiten, ihre Meinung selbstbewusst zu vertreten.

Diese Verhaltensmuster führen oft zu einer chronischen Stressbelastung und können zu psychischen Problemen wie Angststörungen oder Depressionen beitragen. Es zeigt sich also, dass die Art und Weise, wie Kinder bestraft und auf Fehler vorbereitet werden, entscheidenden Einfluss darauf hat, wie sie im späteren Leben mit Herausforderungen und sozialen Interaktionen umgehen.

Merke: Viele Eltern bestrafen unbewusst auf die gleiche Weise, wie sie selbst erzogen wurden, ohne zu hinterfragen, ob diese Methoden tatsächlich effektiv sind. Strafen erzeugen jedoch Angst und Unterwerfung, statt das Verhalten des Kindes durch Einsicht zu verändern. Kinder entwickeln dadurch oft ein Gefühl der Hilflosigkeit und Minderwertigkeit, was sich negativ auf ihr Selbstwertgefühl auswirkt. Eine erfolgreiche Erziehung erfordert klare Grenzen, die dem Kind helfen, aus seinen Fehlern zu lernen, ohne es zu beschämen oder ihm Angst zu machen.

Wirf einen Blick auf unseren Artikel “Lernen, Nein zu sagen”, um noch mehr darüber zu erfahren, warum es dir so schwer fällt, Nein zu sagen.

Was passiert, wenn Eltern unangemessen und übermäßig bestrafen?

Wenn Eltern unangemessen oder übermäßig strafen, anstatt authentische und logische Konsequenzen zu vermitteln, hat dies oft tiefgreifende Auswirkungen auf die emotionale und soziale Entwicklung ihrer Kinder. Daraus werden Kinder, die Laseraugen entwickeln und immer darauf achten, wie Mama und Papa gerade drauf sind. Das werden höchst empathische Erwachsene. Gleichzeitig sind das auch die Erwachsenen, die selbst keine Grenzen setzen können, nicht nein sagen können. Diese Hyperwahrnehmung führt dazu, dass sie sich sehr früh darauf spezialisieren, die Emotionen und Bedürfnisse anderer zu erkennen und darauf zu reagieren – eine Art Überlebensstrategie, um negative Konsequenzen zu vermeiden. Man spricht dann von einer Unterwerfungsprägung.

Bestrafung von Kindern: Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung

Kinder, die in solchen Umfeldern aufwachsen, lernen, dass ihr Wohlbefinden davon abhängt, wie gut sie die emotionalen Schwankungen ihrer Eltern vorhersehen und darauf reagieren können. Anstatt sich auf ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu konzentrieren, richten sie ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die Stimmung der Erwachsenen um sie herum. Dadurch entwickeln sie eine übersteigerte Empathie und Sensibilität für die Gefühle anderer, oft auf Kosten der Wahrnehmung ihrer eigenen Bedürfnisse.

Auswirkungen im Erwachsenenalter

Diese Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen, bleibt oft auch im Erwachsenenalter bestehen und wird zu einem festen Bestandteil der Persönlichkeit. Während diese Empathie auf den ersten Blick wie eine wertvolle Eigenschaft erscheint, bringt sie gleichzeitig erhebliche Herausforderungen mit sich:

  1. Probleme beim Setzen von Grenzen: Da diese Kinder gelernt haben, ihre eigenen Bedürfnisse zu ignorieren, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden, haben sie als Erwachsene oft Schwierigkeiten, persönliche Grenzen zu setzen. Sie sind es gewohnt, die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen zu stellen, und können nicht „Nein“ sagen, selbst wenn es zu ihrem Nachteil ist.
  2. Geringes Selbstwertgefühl: Da das Verhalten dieser Erwachsenen stark davon abhängt, anderen zu gefallen und Strafen oder Kritik zu vermeiden, entwickelt sich oft ein geringes Selbstwertgefühl. Sie definieren sich über die Bestätigung von außen, weil sie als Kinder gelernt haben, dass ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse weniger wichtig sind.
  3. Empathie als Überlebensstrategie: Die hoch entwickelte Empathie, die diese Menschen besitzen, geht oft mit einer hohen emotionalen Belastung einher. Sie sind besonders empfänglich für die Gefühle und Stimmungen anderer, was zu Stress und Überforderung führen kann. Sie fühlen sich verantwortlich für das emotionale Wohlbefinden anderer und versuchen, Harmonie zu schaffen, auch wenn dies ihre eigenen Grenzen überschreitet.
  4. Schwierigkeiten, eigene Bedürfnisse zu erkennen: Durch das ständige Fokussieren auf die Bedürfnisse anderer verlieren diese Erwachsenen den Zugang zu ihren eigenen Wünschen und Gefühlen. Sie wissen oft nicht, was sie selbst wollen oder brauchen, weil sie ihr Leben darauf ausgerichtet haben, es anderen recht zu machen.

Merke: Insgesamt führt eine Erziehung, die auf unangemessenen Strafen basiert, dazu, dass Kinder überangepasste Erwachsene werden, die Schwierigkeiten haben, gesunde Beziehungen aufzubauen, in denen ihre eigenen Bedürfnisse berücksichtigt werden. Sie haben gelernt, dass sie nur dann “gut genug” sind, wenn sie den Erwartungen anderer entsprechen, was langfristig zu emotionalen und psychischen Problemen führen kann.

Hast du das Gefühl, dass deine eigene Kindheit heute Auswirkungen auf dein Leben oder die Erziehung deiner eigenen Kinder hat? Der klinische Psychologe Ramón Schlemmbach hat mit seinem bewährten 5-Phasen-Programm „Geprägt! Aber richtig“ eine Methode entwickelt, um diesen Kreislauf zu durchbrechen. Starte jetzt mit den 5 Schritten und lerne, wie du alte Muster erkennst, auflöst und ein gesundes Fundament für dich und deine Kinder schaffst.

Die 5 Schritte für ein gesundes Fundament für dich und deine Kinder

Schritt 1: Diagnose deiner negativen Kindheitsprägungen

Am Anfang jeder tiefgreifenden Veränderung steht das Verstehen. Bei „Geprägt! Aber richtig“ beginnen wir genau hier – mit der Diagnostik. Unser erster Schritt ist es, durch spezielle psychologische Fragebögen herauszufinden, welche der 11 Kindheitsprägungen in welchem Ausmaß bei dir vorliegen.

Indem wir diesen Ausgangspunkt klar definieren, können wir zielgerichtet und effizient vorgehen. Es ermöglicht uns, maßgeschneiderte Strategien und Übungen zu entwickeln, die genau auf deine Prägungen, Bedürfnisse und Herausforderungen zugeschnitten sind.

In unserem Minikurs findest du mit Online-Fragebögen heraus, von welchen von insgesamt 11 negativen Kindheitsprägungen du in welchem Ausmaß betroffen bist.

Schritt 2: Ursachensuche mit Reaktivierungsübungen

Im zweiten Schritt geht es nun um die Erkundung der Ursprungssituationen. Wir blicken auf deine individuellen Kindheitserfahrungen. Warum ist das so wichtig? Viele Menschen, besonders die spirituell Orientierten, setzen auf Meditationen, um ihr inneres Kind zu trösten. Das ist durchaus wertvoll, aber aus unserer pragmatischen und psychologisch fundierten Sicht ist es entscheidend, das Problem an der Wurzel zu packen.

Du musst herausfinden, welche konkreten Situationen in deiner Kindheit zu deinem Schmerz geführt haben. Es reicht nicht, allgemein zu sagen: „Mein Papa war immer streng.“ Du musst die spezifischen prägenden Ereignisse identifizieren – war es zum Beispiel eine einzelne, sehr gravierende Situation oder ein wiederkehrendes Muster? Dieser Schritt erfordert, dass du dich genau erinnerst, welche Ereignisse dich geprägt haben, damit du gezielt daran arbeiten kannst

Ein häufiger Einwand lautet: „Ich erinnere mich kaum an meine Kindheit. Ist eine Aufarbeitung dann überhaupt möglich?” – die Antwort ist ein klares Ja. Mit speziellen Reaktivierungsübungen in unserem Programm „Geprägt! Aber richtig“ helfen wir, verborgene oder verdrängte Erinnerungen wieder zugänglich zu machen. Diese Übungen sind der Schlüssel, um an die Wurzeln deiner Prägungen zu gelangen.

Schritt 3: Entmachtung der Kindheitserfahrungen

Der dritte Schritt ist, die prägenden Situationen zu entmachten. In diesem Schritt erinnerst du dich daran, was damals passiert ist, wie es war, wo du warst, wie die Umgebung aussah und wer daran beteiligt war. Wenn du dich gut daran erinnerst, wirst du wahrscheinlich die gleichen Gefühle wie damals durchleben. Das ist beabsichtigt und notwendig.

Der Vorteil, wenn du diese Situationen in deinem Kopf durchgehst, ist, dass du damit das emotionale Gewicht von diesen Erfahrungen „wegheben“ kannst. Zusätzlich kannst du im Kopf ansprechen, was nicht in Ordnung war und somit die Personen, die sich unangemessen verhalten haben, konfrontieren. Es löscht die Vergangenheit nicht aus, aber es nimmt ihr die erdrückende Schwere und führt bei den Teilnehmern in der Regel zu einer deutlichen Erleichterung.

💡Entmachtungsübung in 3 Schritten:

1. Fühle die Kindheitserfahrungen erneut durch. Die meisten Menschen wollen nicht nochmal fühlen und versuchen stattdessen, die Erinnerungen zu verdrängen. Doch dann verfolgen uns unsere negativen Gefühle. Wer es einmal durchfühlt, kann es leichter loslassen.

2. Konfrontiere im Kopf die Menschen (z.B. Eltern, Geschwister, Großeltern, Mitschüler etc.), die sich unangemessen verhalten haben. Das schafft Befreiung, weil man endlich „spürt“, dass man nicht selbst schuld an dem war, was einem widerfahren ist.

3. Du stellst dir vor, du bist nach der unangemessenen Situation bei deinem früheren Ich. Du gibst ihm dann, was es danach gebraucht hätte (z.B.eine Umarmung oder Worte, die es hätte hören müssen)

Schritt 4: Negative Glaubenssätze auflösen

Aus den prägenden Situationen deiner Kindheit entstehen typischerweise Glaubenssätze. Erst in Schritt 4 ist es an der Zeit, die negativen, limitierenden Glaubenssätze, die aus diesen Erfahrungen entstanden sind, infrage zu stellen und aufzulösen. Warum gerade jetzt? Die Arbeit an Glaubenssätzen ist weit verbreitet, doch der optimale Zeitpunkt dafür wird selten thematisiert. Unsere Erfahrung zeigt, dass diese Arbeit am effektivsten ist, nachdem die emotionalen Grundlagen – die Traumata und Prägungen – entmachtet wurden.

Stell dir dazu vor, unsere Glaubenssätze sind wie Pflanzen. Um zu gedeihen, benötigen sie Wasser und Licht. Diese entsprechen unseren Glaubenssatzübungen. Doch was, wenn die Pflanze auf vergiftetem Boden steht? Keine Menge an Wasser oder Licht kann sie zum gesunden Wachstum bringen. Genau deshalb setzen wir bei „Geprägt! Aber richtig“ zuerst auf die Genesung des emotionalen „Bodens“ durch Entmachtung der Prägungen. Erst wenn dieser Boden gesund ist, können die Übungen zu Glaubenssätzen – bei uns metaphorisch Wasser und Sonnenlicht – ihre volle Kraft entfalten. 

Schritt 5: Verhaltensänderung: Neue Erfahrungen erleben

Der fünfte Schritt ist die Verhaltensänderung. Während tiefgreifende innere Arbeit der Grundstein ist, muss diese auch in konkrete Handlungen in der realen Welt überführt werden. Beispielsweise führt die Überwindung von Ängsten dazu, dass jemand, der zuvor Schwierigkeiten hatte, Grenzen zu setzen, dies nun mit neuem Mut tut. Ebenso kann jemand, der zuvor zu Perfektionismus oder Kontrollzwang neigte, lernen, die Dinge gelassener anzugehen.

Die praktische Anwendung der neuen Glaubenssätze ist essenziell. Denn durch geändertes Verhalten ermöglichen wir es unserer Psyche, positive Referenzerfahrungen zu sammeln. Die neuen Erfahrungen senden das Signal: „Ich habe mich anders verhalten als bisher, und die Welt dreht sich trotzdem noch. Im besten Fall hatte es sogar eine positive Konsequenz.“ So lernt dein Gehirn, dass Veränderungen nicht nur möglich, sondern auch lohnend sein können. Und nächstes Mal steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es den neuen Glaubenssatz eher anwendet, weil es gelernt hat, dass er dir guttut.

💡Warum ist die Verhaltensänderung so wichtig? 

Ein Beispiel: Angenommen, du hast früher erlebt, dass deine Grenzen nicht gewahrt wurden. Du konntest nicht für dich einstehen, weil du dann von deinen Eltern bestraft oder ausgelacht wurdest. Wenn du jetzt die ersten vier Schritte der Heilung durchlaufen hast, aber weiterhin dein Verhalten nicht änderst – also immer noch „Ja“ sagst, obwohl du „Nein“ meinst – dann wird sich nichts verändern.

Warum? Weil du durch dein Verhalten deinem Unterbewusstsein immer wieder signalisierst: „Ich bin es nicht wert“ oder „Ich kann es nicht ändern“. Deshalb ist eine Verhaltensänderung so wichtig. Deine Psyche braucht reale Erfahrungen, um zu lernen, dass es sich lohnt, Grenzen zu setzen und für sich selbst einzustehen.

Und wenn du dies tust und dann merkst „Guck mal, viele Menschen respektieren es einfach, wenn ich eine Grenze setze”, dann wird es dir in Zukunft leichter fallen. Mit der Zeit wirst du auch merken, selbst wenn mal jemand nicht so toll auf meine Grenze reagiert, scheint das sein Problem zu sein, nicht meins.

Mit dem 5-Phasen-Coaching „Geprägt! Aber richtig“ konnten wir bereits über 500 Menschen erfolgreich helfen, ihre Kindheitsprägungen aufzuarbeiten. Schließe dich ihren Erfolgsgeschichten an.
Sichere dir dein kostenfreies Erstgespräch!

So machst du es richtig: der Unterschied zwischen Konsequenz und Strafe

Konsequenzen lohnen sich, weil sie das Verhalten des Kindes auf eine verständliche, logische Weise beeinflussen. Sie helfen dem Kind, Verantwortung zu übernehmen und die Folgen seines Handelns direkt zu erleben, ohne dass es Angst oder Scham entwickelt. Durch angemessene Konsequenzen lernen Kinder, Probleme zu lösen und sich selbst zu regulieren, was langfristig zu besserem Verhalten führt.

Im Gegensatz dazu erzeugt Bestrafung oft nur Angst und führt dazu, dass Kinder das unerwünschte Verhalten verstecken, anstatt es zu verstehen und zu verändern. Bestrafungen schwächen zudem das Vertrauen zwischen Eltern und Kind und fördern keine nachhaltige Verhaltensänderung.

Der Unterschied zwischen einer angemessenen Konsequenz und einer Bestrafung liegt in der Verbindung zum Verhalten des Kindes und der Möglichkeit, daraus zu lernen.

Beispiel Bestrafung: Ein Kind verschüttet absichtlich Saft, und die Eltern entziehen ihm daraufhin den Nachtisch. Das Kind versteht jedoch nicht, wie das Entziehen des Nachtisches mit dem Verhalten zusammenhängt, sondern entwickelt möglicherweise nur Ärger oder Angst.

Beispiel angemessene Konsequenz: Das Kind verschüttet absichtlich Saft, und die Eltern lassen es den Saft selbst aufwischen. So versteht das Kind die direkte Konsequenz seines Handelns und lernt Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen. Sollte das Kind nochmal den Saft absichtlich ausschütten, weisen die Eltern darauf hin, dass sie den Becher wegnehmen werden (und im nächsten Schritt auch tun). Auch dies ist eine angemessene logische Konsequenz, denn das Kind zeigt ja mit seinem Verhalten, dass wir ihm mit dem Becher nicht vertrauen können. Wir weisen das Kind darauf hin, wenn es den Saft im Glas lässt, dass es dann auch wieder einen Becher haben darf. Das Kind lernt dadurch, wenn ich mich angemessen verhalte, dann bekomme ich auch wieder, was ich möchte (den Becher), weil man mir damit vertrauen kann.

Merke: Der Fokus liegt darauf, dem Kind zu helfen, die Verbindung zwischen Verhalten und Konsequenz zu verstehen, ohne Angst oder Scham auszulösen.

Wenn du deine eigene Kindheit aufarbeiten möchtest und gleichzeitig lernen möchtest, wie man angemessene Grenzen setzt, dann melde dich zu einem kostenlosen Erstgespräch von “Geprägt! Aber richtig”.

In Kürze: Warum Strafen in der Erziehung dem Kind schaden und wie du richtig Grenzen setzt

Strafen wie Anschreien oder Liebesentzug untergraben das Selbstwertgefühl, erzeugen Angst und führen zu einer Vermeidung des Verhaltens, ohne dass das Kind es versteht. Strafen in der Erziehung prägen Kinder tief und können langfristig zu negativen Verhaltensmustern wie geringem Selbstwertgefühl, Unsicherheiten im Sozialverhalten und bei Entscheidungen führen. Im Gegensatz dazu fördern angemessene Konsequenzen Verantwortungsbewusstsein und helfen Kindern, aus ihren Handlungen zu lernen. Positive Erziehung, die auf Einsicht statt auf Angst basiert, stärkt das Vertrauen und die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind.

Das könnte dich auch interessieren

ÜBER DEN VERFASSER

Ramón Schlemmbach

Schlemmbach Coaching GmbH

Vor über einem Jahrzehnt begann Ramón Schlemmbach, sich intensiv mit den Auswirkungen von Kindheitsprägungen auf das Erwachsenenleben zu befassen. Durch seine tiefgreifenden Einblicke in die klinische Psychologie und systemische Therapie entwickelte er bahnbrechende Methoden zur emotionalen Befreiung.

Diese Erkenntnisse nutzte er zur Gründung seiner Beratungsfirma, die mittlerweile Hunderte von Menschen in ihrem Streben nach einem freieren und erfüllteren Leben unterstützt hat. Getrieben von der Vision, gesündere Generationen zu fördern, teilt Ramón sein Wissen leidenschaftlich mit anderen und begleitet sie auf ihrem Weg zu emotionaler Stabilität und Glück.

NEUESTE BEITRÄGE

INHALTSVERZEICHNIS

Sofortigen Zugang erhalten

Wie man Kindern Grenzen setzt ohne zu bestrafen

Warum dein Partner das Interesse verliert

Warum entschuldige ich mich immer?

Wir freuen uns auf deine Nachricht